Nicht allein und nicht im Heim!
- Antoniter Siedlungsgesellschaft Köln
- 24. Nov. 2017
- 3 Min. Lesezeit
"Wir helfen hier alle mit, damit es so schön bleibt!“, zitierte Monika Schneider, die Gründerin der Wohnkonzepte Schneider gGmbH eine Bewohnerin einer betreuten Demenz-WG und ergänzte: „Alle Menschen wollen gebraucht werden und so lange es geht, selber aktiv bleiben. Das ist die Grundidee von Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz“. In Brühl-Vochem eröffnet die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (ASG) zurzeit ihre vierte Demenz-WG in einem der beiden gerade fertiggestellten Neubauten am Andreaskirchplatz.

Bild:Einige der neuen Bewohnerinnen und Bewohner der vierten Demenz-WG der ASG in Brühl-Vochem mit ihren Angehörigen. Zweite von links: Monika Schneider, daneben der Leiter des ambulanten Pflegedienstes, Mirko Beckmann. Dritter von rechts: Guido Stephan; Quelle Susanne Hermanns
Das Konzept der WGs für Menschen mit demenzieller Veränderung klingt überzeugend: „Wir wollen die Bewohnerinnen und Bewohner aktivieren, am Leben in der WG teilzunehmen, sich an hauswirtschaftlichen Arbeiten zu beteiligen – so wie jede und jeder mag und kann“, erklärte Schneider den rund 30 Besucherinnen und Besuchern des Tages der offenen Tür, die sich in dem sehr großen Wohn- und Essbereich, der mit einer offenen Küche das Zentrum der Wohngemeinschaft bildet, versammelt hatten. Mieterinnen und Mietern entscheiden selbst Die Idee der Gemeinschaft sei wörtlich zu nehmen, meinte sie. Denn die Mieterinnen und Mieter ziehen in eine leere Wohnung, die sie dann, unter Mithilfe ihrer Angehörigen, selbst mit Leben füllen. Vier der acht WG-Zimmer – jedes mit eigenem Bad und Zugang zu einem schönen Sinnesgarten – sind bereits belegt. Die Angehörigen gründen eine GbR, die den Mietvertrag mit der ASG unterschreibt und dann für das Leben in der Wohnung verantwortlich ist. Das heißt, sie entscheiden gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, wer einzieht, und über die Einrichtung, die Haushaltskasse und weitere Investitionen – eben alles, was das Leben in der Wohngemeinschaft organisiert werden muss. Ambulanter Pflegedienst ist rund um die Uhr vor Ort Bei allen Fragen und Entscheidungen bietet Wohnkonzepte eine Moderation an, für die in Brühl-Vochem die Sozialarbeiterin Brit Timmermann zuständig sein wird. „Manchmal gibt es Diskussionen, zum Beispiel, ob Kleidung gekennzeichnet werden soll oder nicht, ob Wäsche getrennt oder gemeinsam gewaschen wird, über die Auswahl der Möbel oder des Geschirrs. In solchen Fällen oder bei Konflikten bieten wir Moderation an“, berichtete Timmermann. „Wir beraten, moderieren und organisieren, wo es nötig ist“, letztendlich aber würden die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Angehörigen entscheiden, was passiert. Auch der ambulante Pflegedienst, der 24 Stunden am Tag präsent ist, wird von ihnen ausgewählt. Zwei Pflegekräfte sind tagsüber, eine nachts immer vor Ort. Wohnformen für alle „Die demografische Entwicklung zeigt uns, dass wir mehr und mehr über neue Wohnkonzepte nachdenken müssen“, beschrieb Guido Stephan, Geschäftsführer der ASG, die Motivation, in Brühl eine vierte Demenz-WG zu eröffnen. Neben den klassischen Seniorenwohnungen – mehr als die Hälfte der Menschen, die in Wohnungen der ASG wohnen, sind älter als 60 Jahre – sei es der Baugesellschaft wichtig gewesen, andere Wohnformen anzubieten. Eine selbstverantwortete Wohngemeinschaft habe den besonderen Reiz, dass die Seniorinnen und Senioren, die dort einziehen, sich zu Hause fühlen können. Spaß an Gemeinschaft ist wichtige Voraussetzung Knapp 2000 Euro müssen Mieterinnen und Mieter monatlich für Miete, Haushaltsgeld, Essen, Pflege und Betreuung einplanen. Wem es zusteht, der oder die erhalte natürlich Unterstützung wie Pflegegeld oder Hilfe zur Pflege, erklärte Schneider, die seit zehn Jahren Demenz-WGs begleitet und unterstützt. Sie selbst sei überzeugt von dieser neuen Form des Zusammenlebens alter Menschen. „Man muss schon ein bisschen Spaß an der Gemeinschaft haben und Vergnügen daran, sich selbst in diese einzubringen“, erklärte sie das Motto ihres Konzeptes „Nicht allein und nicht im Heim“. Und die ASG ist den Mieterinnen und Mietern gerade in der Anfangszeit, wenn noch nicht alle Zimmer belegt sind, gern behilflich.